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Test Sony Alpha 9 – die beste Kamera für die Hochzeitsreportage
Ganz bewusst habe ich in der Überschrift von der besten Kamera für eine Hochzeitsreportage gesprochen und nicht von der Hochzeitsfotografie im allgemeinen. Warum das so ist, das erfahrt ihr im folgendem Artikel zum Test der Sony Alpha 9.
Zuerst muß ich allerdings noch klarstellen, warum ich erst jetzt einen Beitrag zu einer Kamera schreibe, die bereits seid 2017 auf dem Markt ist. Ich bin eigentlich Nikon User und habe mich lange Zeit mit Sony schwer getan. Ich hatte zwischenzeitlich die Sony Alpha 7 III zum testen da. Aber sie konnte mich nicht wirklich überzeugen. Es gab für mich keinen Bereich, in dem ich in der Nutzung der Kamera einen wirklichen Mehrwert zu meiner bestehenden Ausrüstung gesehen habe. Deswegen habe ich sie auch nicht behalten.
Gleichzeitig habe ich immer wieder einen Blick auf die Sony Alpha 9 geworfen. Ich wollte aber erstmal abwarten was Sony mit dem Nachfolger auf den Markt bringt. Allerdings, oder vielleicht sogar zum Glück, gab es keine großen Veränderungen von der Mark I zur Mark II. Gleicher Sensor, gleiche Geschwindigkeit und gleicher Autofokus. Das gute daran war, die Alpha 9 wurde günstiger. Hier nochmal einen großen Dank für den tollen Service an Fotogena Pro in Darmstadt.
Mittlerweile besitze ich die Sony Alpha 9 seid über einem guten Jahr. Und eigentlich sollte mein Erfahrungsbericht schon viel früher kommen. Aber bei den ersten Hochzeiten, die ich Ende 2019 mit ihr fotografiert habe, gab es keine große Partys und von den ersten Hochzeiten 2020 darf ich keine Bilder veröffentlichen. Und dann kam halt Corona. Und so hat es relativ lange gedauert, bis ich die Kamera wirklich durch alle Szenarien einer Hochzeitsreportage gehetzt habe.
Deswegen leicht verspätet nun mein Erfahrungsbericht zur Sony Alpha 9. Ach und der Vollständigkeit halber. Ihr werdet hier keinen großen Vergleich von Spezifikationen oder einen Pixelvergleich mit anderen Kameras finden. Dazu gibt es im Internet genügend Infos. Es geht hier ausschließlich um meine Erfahrung mit der Kamera, und ob sie meine Arbeit als Hochzeitsfotograf einfacher macht. Mehr zu Sony findet ihr in meiner Empfehlung der Besten Sony Objektive für die Hochzeiten.
Hochzeiten mit der Sony Alpha 9
Seid einem guten Jahr ist die Sony Alpha 9 mein meist genutztes Arbeitspferd in der Hochzeitsfotografie. Unterstützt durch die Nikon D850 und durch die Nikon Z6. Jede dieser Kameras hat für mich einen ganz bestimmten Einsatzzweck, der dafür perfekt geeignet ist. Um das Spiel dann noch weiter zu treiben, nutze ich ab und an noch die Nikon D5, da auch sie einen perfekten Einsatzzweck für mich hat. Klingt etwas verrückt. Aber mir macht es unheimlich Spass verschiedene Kameras über den Lauf eines Hochzeitstages einzusetzen.
Ich habe zwar zu Beginn erwähnt, dass es die perfekte Kamera für die Hochzeitsreportage ist. Aber müßte ich mich für eine einzige Kamera entscheiden, würde ich unterm Strich vermutlich doch noch die Nikon D850 wählen. Da die D850 eine der besten Allround-Kameras mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ist. Aber lasst uns jetzt mal ins Detail gehen. Was macht die Sony Alpha 9 besser oder vielleicht sogar schlechter wie andere Kameras?
Die Sony Alpha 9 in der Hochzeitsreportage
Lautlose Auslösung
Die lautlose Auslösung ist das Feature, das mich vom ersten Moment vollkommen von der A9 überzeugt hat. Ein Feature, von dem ich zwar wußte, aber mir nicht vorstellen konnte, dass es so wichtig für mich werden würde. Aber bereits bei den ersten Versuchen im privaten Bereich, stellte ich fest, dass es meine Art zu fotografieren immens beeinflussen wird.
OK silent Shutter ist nicht neu und das können auch andere Kameras. Aber eben nicht so unbedenklich wie es die A9 kann. Und das liegt am sogenannten Banding und dem Rolling Shutter Problem. Unter gewissen Lichtbedingungen, z.b. bei künstlichen Licht entstehen unschöne schwarze Balken oder Streifen im Bild. Beim Rolling Shutter dagegen führen zu schnelle Bewegungen der Kamera zu Verzerrungen. Das liegt generell daran wie ein Sensor bei spiegellosen Kamera ausgelesen wird und vorallem wie schnell der Sensor diese Daten auslesen kann.
Die A9 besitzt einen mehrschichtigen Sensor, der die Daten zwischenspeichert und so können deutlich höhere Geschwindigkeiten, wie z.b eine Serienbildgeschwindigkeit von 20B/s aufgenommen werden. Noch dazu kommt, dass viele Sony Objektive ebenso vollkommen lautlos arbeiten. Dadurch ist es einem möglich die A9 unbedenklich mit einer lautlosen Auslösung zu benutzen.
Gerade in Innenräumen ist das ein riesen Vorteil. Dort wo andere Kameras infolge der Lichtbedingungen mit dem Banding zu kämpfen haben, kann man mit der A9 vollkommen unbemerkt fotografieren. Wenn man noch dazu über das Display fotografiert und die Kamera nicht am Auge hat, ist keinem im Raum bewusst, dass man überhaupt Fotos macht. Sobald die anwesenden Personen sich an einen als Fotograf gewöhnt haben, kann man ungestört arbeiten und Momente können sich noch viel ungezwungener entfalten.
Eine echt grandiose Sache, die ich mir so nicht hätte vorstellen können, hätte ich es selbst nicht ausprobiert. Grundsätzlich nutze ich die A9 fast ausschließlich im Silent Shutter Modus. Wenn man allerdings Porträts macht, sollte man das Auslösegeräusch besser einschalten. Da es für das fotografierte Paar sehr merkwürdig ist, wenn keine Auslösungsgeräusche zu hören sind.
Autofokus
Ein weiterer Vorteil der A9 ist der sagenhafte Autofokus. Schnell, präzise und zuverlässig. Und dabei sind es noch nicht mal diese Faktoren, die den Autofokus so gut machen. Es ist die einfache und simple Bedienung. Das sogenannte erweiterte Real Time Tracking mit automatischer Augenerkennung. Eigentlich so, wie ich mir eine Funktionalität gewünscht habe. Und vorallem so wie ich es von den Nikon DSLRs wie der D850 oder der D5 mit dem 3dTracking gewohnt war. Nur leider hat es Nikon nicht geschafft diese Funktionalität auf die spiegellosen Kameras der Z6 und Z7 Mark I und II zu übernehmen.
Sony hat das bei der A9 gemacht und um ein vielfaches verbessert, nämlich um Schnelligkeit, Präzision und Zuverlässigkeit. Und dabei erkennt die Sony Gesichter und Augen problemlos und stellt sehr präzise auf diese scharf. Auch aus größerer Entfernung. Das funktioniert gegenüber der Nikon Z6 deutlich zuverlässiger. Auch liegt die Schärfe genau dort wo sie liegen soll. Die Augenerkennung der Z6 ist immer ein klein wenig daneben. Also z.b statt auf dem Auge werden eher die Augenbrauen o.ä. scharf gestellt. Hier hat Nikon wohl mit den Mark II Modellen deutlich nachgebessert.
Hier mal ein Beispiel für das phantastische Tracking der A9 beim Schlittenfahren mit meiner Familie. Und da is kein unscharfes Bild dabei gewesen.
Auch in schwierigen Lichtsituationen performt die Kamera äußerst zuverlässig. Einzig bei starkem Gegenlicht schwächelt sie ein wenig. Aber da haben andere Kameras genauso ihre Problemchen. Mich hat vorallem die Performance auf der Tanzfläche überzeugt. Der Autofokus greift und beist sich an dem Motiv fest. Und das bei schlechtem Lichtbedingungen.
Die gesamte Schnelligkeit der Kamera begeistert mich auf ganzer Linie. Sei es das scharf stellen die Nachführung von bewegten Motiven oder die Serienbildgeschwindigkeit. Es ist ganz klar das beste Autofokus-System, mit dem ich bis jetzt fotografiert habe.
Das einzige was unangenehm auffällt ist, wenn die Kamera in den Ruhzustand runterfährt. Hier dauert es mir zu lange bis sie wieder einsatzbereit ist.
Gewicht
Ja man wird nicht jünger und da findet man es mit der Zeit auch bequemer leicht unterwegs zu sein, und das ist die Sony. Sie ist sehr leicht und handlich. Leicht ist aber nicht immer gut. Denn bei schweren Objektiven fühlt sich die Kamera unausgewogen an. Sie wird sehr frontlastig und auf Dauer finde ich das störend. Noch schlimmer empfinde ich das bei der Nikon Z6 in Verbindung mit dem FTZ Adapter. Da diese durch den zusätzlich Aufbau noch viel frontlastiger werden. Eine D850 liegt für meinen Geschmack da viel besser in der Hand.
Deswegen war für mich sehr schnell klar, dass wenn ich die Sony Alpha 9 nutze, ich sie ausschließlich mit leichten Objektiven verwenden werde. So bildet sie für mich eine echte ausgewogene Einheit. In der Hochzeitsreportage verwende ich zur Zeit die Sony A9 fast auschließlich mit dem Sony 1,8/35mm und 1,4/24mm. Beides sind wunderbar leichte, schnelle und komplett lautlose Objektive. Weiterhin besitze ich noch das Zeiss 1,8/55 und das Sony 1,8/85, die ich aber in der Hochzeitsreportage nicht nutze.
Hochzeitsporträts mit der Sony Alpha 9
Display und Sucher
Also in der Hochzeitsreportage finde ich die Kamera echt sensationell, primär dort wo es auf Schnelligkeit ankommt. Aber jetzt komme ich mal zu dem Punkt der mir nicht so gut gefällt. Und das ist der Sucher, der an erster Stelle bei mir für eine saubere Bildgestaltung verantwortlich ist. Ich tue mich mit dem elektronischen Sucher, bzw mit dem Display schwer, Bilder ausreichend gut zu gestalten. Vermutlich liegt es noch daran, dass ich so viele Jahr mit einer Spiegelreflexkamera gearbeitet habe. Da ich beim fotografieren eine Brille trage, überblicke ich beim Blick durch den Sucher der A9 nicht den gesamten Bereich. Mein Auge hat einen zu großen Abstand zum Sucher.
Erschwerend kommt hinzu, dass wenn die Sonne seitlich einfällt, es zu starken Reflektionen kommt. Ich muss dann mit der Hand den Sucher abschirmen, um das Motiv deutlich sehen zu können. Auch funktioniert das Fotografieren über das Display bei Sonnenschein nicht, da es nicht ausreichend hell genug ist. Bei solchen Verhältnissen empfinde ich das fotografieren mit einer Spiegelreflexkamera deutlich angenehmer. Deswegen ist meine erste Wahl, wenn ich Hochzeitsporträts mache, also ganz bewusste Fotos, die D850. Im Vergleich zur Z6 ist der Sucher der Nikon heller und klarer, und wird durch die Augenmuschel besser durch seitliches Licht abgeschirmt.
Deswegen nutze ich die A9 nur recht wenig für Porträtfotos, und setze dafür die D850 ein. Das bedeutet jetzt nichts, dass man mit der Sony keine Porträtfotos machen kann, aber ich habe für den Einsatz einfach bessere Werkzeuge zur Verfügung. Auch im Hinblick auf Auflösung und Wahl der Objektive. Und das ist mit ein Grund warum ich auch noch nicht komplett auf Sony umgestellt habe. Denn die Qualität und Charakteristik einiger Nikon Objektive ist einfach großartig.
Handling und Menü
Abschließend möchte ich noch ein paar allgemeine Unterschiede ansprechen.
Das Kameramenü ist eine Katastrophe. Ich habe mich da am Anfang ganz schön reinarbeiten müssen. Und mir sogar diverse You-Tube Viedeos angeschaut. Die neueren Sony Kameras haben hier wohl nachgebessert. Dennoch gibt es einiges was mir an der Kamerabedienung außerordentlich gut gefällt. Und das sind vorallem die frei programmierbaren Buttons auf der Kamerarückseite, die man nach Belieben an seine Bedürfnisse anpassen kann.
Meine Buttons, wie z.b. die C3 und AEL-Taste sind dahingehend programmiert, bestimmte Blendenwerte zu verwenden. Sie dienen mir damit als zusätzliche Back-Button-Fokus-Tasten mit voreingestellten Blenden. So dass ich selbst an der Kamera keine Einstellungen mehr zur Blende vornehme. Sondern lediglich eine dieser Tasten drücke und dabei gleichzeitig fokussiere. Finde ich enorm praktisch.
Das oder andere Funktionen könnt ihr z.b. auch mit dem Button am Objektiv machen, oder mit jeder anderen Funktionstaste an der Kamera. Ergänzend durch die programmierbaren Kamerafunktionen “1-3” am Bedienrad brauche ich keinen Zugriff mehr aufs Menü. Man muß sich echt einmal durch das Kameramenü durchquälen, kann dann aber die Kamera ganz stark nach seinen eigenen Bedürfnissen individualisieren.
Akkulaufzeit ist so La la, ich benötige mindestens drei Akkus bei einer 12h Reportage. Ansonsten würde ich mir wünschen ich könnte Doppelbelichtungen mit der Kamera machen. Das vermisse ich echt ein wenig.
Bildqualität und High ISO
Bildqualität und High ISO ist nichts was mich umhaut, aber gleichwertig zu meinen anderen Kameras. Generell gefallen mir die Bilder aber enorm gut, die aus der Kamera kommen. Was vornehmlich am sehr guten und neutralen Weißabgleich liegt. Im Gegensatz dazu sind die Bilder aus der D850 deutlich wärmer. Ein Tipp von mir. Bei vielen Kameras kann man einen individuellen Weißabgleich einstellen, der einfach ein bisschen kälter oder wärmer gegenüber den Grundeinstellungen ist. Der Dynamikumfang ist ausreichend gut und ich hatte noch keine ernsthaften Probleme festgestellt. Eigentlich alles so, wie man es von einer Kamera in dem Preissegment erwarten kann.
Lohnt sich der Aufpreis der A9II zur A9I
Meines Erachtens lohnt sich der Aufpreis der A9II für die Hochzeitsfotografie nicht. Beide Kameras sind auch noch im offiziellen Handel erhältlich. Die Mark II kostet ca. 1500€ mehr. Für professionell arbeitende Sportfotografen gibt es ein paar zusätzliche Features, die vorallem die kabellose Datenübertragung betreffen. Diese sind ganz stark an die Arbeitsabläufe von Sportfotografen angepasst.
Für mich als Hochzeitsfotografen wären einzig die folgenden Verbesserungen interessant. Eine bessere Ergonomie, durch Vergrößerung des Handgriffs und einer besseren Haptik der Buttons. Die Steigerung der Serienbildgeschwindigkeit von 5B/s auf 10B/s bei Verwendung des mechanischen Verschlusses, was vorallem bei der Party und Blitzeinsatz interessant ist. Und ein Anti-Flicker Modus. Allerdings habe ich in der Praxis bei Hochzeiten hierzu noch keine Probleme festgestellt.
Fazit zum Test Sony Alpha 9
Die Sony Alpha 9 ist eine Kamera, die mich in Punkto Geschwindigkeit enorm überzeugt. Sie macht unheimlich viel Spass, gepaart mit der lautlosen Auslösung und dem geringen Gewicht ist sie eine klasse Reportage-Kamera. Auch setze ich sie unheimlich gerne im privaten Bereich und für meine Familienshootings ein. Ich finde die Technik, die Sony in seine Kameras steckt schwer beeindruckend. Sie ist ohne Frage eine der besten Kameras, die ich bis jetzt verwendet habe.
Auch finde ich es enorm spannend zu sehen, was andere Hersteller für den Sony-Anschluß auf den Markt bringen. Wie z.b. Sigma mit dem neuen leichten 1,4/85 oder Tamron mit dem 70-180/2,8. Ich bin sehr gespannt was Sony als nächstes mit dem Nachfolger zur A9II oder der A7IV auf den Markt bringen wird, Test Sony A7R IV in der Hochzeitsfotografie.
Im Bereich der spiegellosen Kameras hat Sony ganz klar die Nase vorn. Nikon hat hier ein wenig den Anschluß verpasst. Canon hat mit der neuen R5 und R6 wieder einiges an Boden gut gemacht. Für mich wird es wohl in nächster Zeit noch keinen klaren Wechsel auf das Sony System geben. Da ich einfach zu viel Nikon Zeugs besitze, das ich auch gerne nutze. Aber sobald eine Sony Kamera auf den Markt kommt, die deutliche Verbesserungen zur A9 haben wird, dann könnte ich wohl schwach werden.
Und genau das ist jetzt passiert. Mit Ankündigung der Sony Alpha 1, hat Sony eine unglaubliche Kamera mit Wahnsinns Spezifikationen angekündigt. Allerdings auch mit einem extrem unglaublichem Preis.