Test Nikon D850 für den Hochzeitsfotografen

Test Nikon D850

Ein Erfahrungsbericht – Test Nikon D850 für die Hochzeitsfotografie

Da es genügend detaillierte Testberichte zur Nikon D850 gibt, möchte ich im folgenden nur auf die Punkte eingehen, die für mich als Hochzeitsfotograf aus Heidelberg interessant sind.

Kurz zu meinem Werdegang. Ich fotografiere seid mehr als zwei Jahren mit Nikon. Davor habe ich lange Jahre Canon genutzt. Ich bin zu Nikon gewechselt als vor 3,5 Jahren die D750 rausgekommen ist. Der ausschlaggebende Grund war, dass Canon zu diesem Zeitpunkt nichts neues auf den Markt gebracht hat. Da meine Canon-Kameras ziemlich abgenutzt waren, brauchten ich dringend was Neues. Deswegen dachte ich mir, teste doch mal Nikon. Im Laufe der Zeit wurde meine Nikon Ausrüstung immer grösser, so dass ich mittlerweile ausschliesslich mit Nikon fotografiere. Ich besitze neben der D750, die D810 und eine D5 und seit letztem Herbst eben auch die D850. Diese hat mich zum Ende der Saison noch durch ein paar Hochzeiten begleitet.

Spezifikationen zur Nikon D850

Als die Nikon D850 angekündigt wurde, machte sich ein dickes Grinsen auf meinem Gesicht breit. Das ist doch endlich mal genau die Kamera, die ich mir schon immer gewünscht habe. Hohe Auflösung, bei hoher Serienbildgeschwingkeit mit einem schnellen Autofokus und einer erstklassigen Bildqualität. Noch dazu mit der Möglichkeit, ein Medium-Raw-Format mit einer ausreichend grossen Auflösung zu nutzen.

Fazit: Kamera wurde direkt bestellt.

Hier mal die Spezifikationen, die mich besonders angesprochen haben:

  • 45 MP Sensor, ziemlich fett, oder?
  • Medium Raw 25,5 MP, immer noch ziemlich geil.
  • Autofokussystem der D5, 153 Messfelder mit 99 Kreuzsensoren, Yeah !!!
  • Serienbildgeschwindgkeit von 7B/s erweiterbar durch Batteriegriff und separaten Akku auf 9B/s. Was will man mehr.
  • Buffer von bis zu 51 RAW Bildern in Folge, yes !!!
  • ISo 64 erweiterbar auf ISO 32. Tolles feature von der D810 übernommen
  • Hohe Lichtempfindlichkeit des AF von bis zu -4LW des mittleren Fokuspunkts, cool
  • Geräuschlose Auslösung im Live View Modus, da war ich ein bisschen skeptisch.
  • optischer Sucher mit 0,75 fachen Vergrösserung, damit es Spass macht Bilder zu gestalten.

Test Nikon D850 für die Hochzeitsfotografie

Der Body

Der Body der D850 ist nahezu identisch mit dem der D810. Ich mag die Grösse der Kamera, sie liegt mir deutlich besser in den Händen wie die D750. Bei der D750 hatte ich immer das Gefühl ein Spielzeug in den Händen zu halten. Die D850 kommt deutlich hochwertiger herüber.

Das Bedienkonzept der D850 entspricht weitgehend dem der D5 so dass die gemeinsame Nutzung beider Kameras Sinn macht. Ein deutlicher Gewinn ist der zusätzliche Joystick für die Wahl der AF-Felder. Der Bildschirm ist schwenkbar, und kann per Touch-Gesten bedient werden. Die Touch Funktionalität ist gegenüber der D5 deutlich ausgebaut worden. Ein nettes kleines Feature, das ebenfalls von der D5 übernommen wurde, sind die beleuchteten Bedienelemente. Dies ist im dunkeln oder auf der Tanzfläche von grossem Vorteil.

Merklich verbessert wurde auch die Akkuleistung. Bis jetzt hat mir ein Akku bei einer Hochzeit gereicht. Bei der D810 und der D750 musste ich mindestens einmal den Akku wechseln.

Bildqualität

Wie zu erwarten, ist die Bildqualität der D850 ausgezeichnet. Die Vielzahl an Details bei einer Auflösung von 45 MP finde ich faszinierend. Im hohen ISO-Bereich ist das Rauschen sehr angenehm und die Bilder sind immer noch voller Details und wirken nicht verwaschen. Im folgenden möchte ich gar keine Vergleichsbilder mit anderen Kameras posten. Hierzu gibt es genügend Quellen im Internet, die das besser können, siehe z.b dpreview.

Zusammengefasst ergibt sich folgendes: Das Rauschen im hohen ISO-Brereich liegt in etwa auf dem Niveau der D750, und ist damit ca. eine Blende besser wie bei dem direkten Vorgänger der D810. Die D5 behauptet hier immer noch ihre Spitzenposition. Damit befindet sich die D850 auf einem gleichen Niveau wie die Canon 5D Mark IV oder auch dem neuen Spitzenmodell von Sony der A7RIII.

Der Dynamikumfang ist exzellent wie bereits bei der D810 und der D750. Damit siedelt sich die D850 im Spitzenbereich ein und ist von der Einstufung besser wie die Canon 5D Mark IV. Die Sony A7RIII performt ähnlich gut wie die D850.

Die Farben und Hauttöne sind exzellent und der Weissabgleich liefert ähnlich gute Ergebnisse wie die D5, die deutlich stimmiger sind, als die zu warmen Farbtöne der D750 oder der D810. Der automatische Weissabgleich kann aus drei verschiedenen Einstellungen gewählt werden, neutral (nennt sich weiss bewahren), normal und warm.

 

M-RAW im Vergleich zu Full RAW

Mit am meisten interessierte mich die Frage, wie verhält sich das Medium-Raw Format im Vergleich zu der vollen Auflösung. Muss ich bei Verwendung von M-RAW Abstriche in Punkto Bildqualität oder im Dynamikbereich machen?

Die Nikon D850, wie bereits zuvor auch andere Nikon Modelle, bietet die Möglichkeit die Dateigrösse der Raw-Dateien zu beschränken. Bilder können in einem 14bit als auch in einem 12bit Farbmodus und zusätzlich mit zwei verschiedenen Komprimierungsvarianten abgespeichert werden. “Verlustfrei Komprimiert” und “Komprimiert”. Neben diesen Varianten bietet die D850 erstmals einen interessanten M-RAW Modus mit einer ausreichend hohen Auflösung von 25,5 MP, die für die meisten Anwendungen insbesondere in der Reportage ausreichend gross ist. Bilder sind dabei immer im 12bit Farbmodus, verlustfrei komprimiert.

Folgende Bildanzahlen passen auf eine 64 GB Karte mit den folgenden Einstellungen

  • Full Raw 14 bit verlustfrei komprimiert: 633 Stück
  • Full Raw 14 bit komprimiert: 929 Stück
  • Full Raw 12 bit verlustfrei komprimiert: 819 Stück
  • Full Raw 12 bit komprimiert: 1120 Stück
  • M-Raw 12bit verlustfrei komprimiert: 1138 Stück

Unter Nutzung des M-RAW Modus kann somit einiges an Speicherplatz gespart werden. Aber wie verhält es sich mit der Bildqualität und insbesondere mit dem Dynamikumfang.

Hoher ISO Bereich

Im ersten Schritt habe ich Vergleichsbilder mit jeder Komprimierungsvariante bei ISO 6400 gemacht.

Ausgangsbild

Ausschnitt bei ISO 6400

Es sind nur marginale Unterschiede unter den Full-RAW Bildern untereinander zu erkennen. Das M-RAW Format rauscht etwas weniger, bedingt durch die geringeren Details und der kleineren Auflösung. Infolge des detailreicheren Bildes liefert der “Full-Raw-Modus 14bit verlustfrei komprimiert” die besten Ergebnisse für die Nachbearbeitung. Das M-RAW Format ist aber durch das rauschärmere Verhalten sehr gut verwendbar.

Dynamikumfang

Zum Vergleich des Dynamikumfangs habe ich folgende Vergleichsbilder gemacht.

  • ISO 100 und um 3 Stufen aufgehellt
  • ISO 100 und um 5 Stufen aufgehellt
  • ISO 1600 und um 3 Stufen aufgehellt.

ISO 100 und um 3 Stufen aufgehellt.

Alle Varianten liefern einwandfreie Ergebnisse. Auch beim M-Raw Modus sind kaum Unterschiede zum Full-Raw zu sehen.

ISO 100 um 5 Stufen unterbelichtet und nachträglich wieder aufgehellt

Hier ist deutlich sehen, dass der “Full-Raw-Modus 14bit verlustfrei komprimiert” selbst bei einer solch starken Korrektur kaum Artefakte und Bildfehler erzeugt, und damit wie zu erwarten die beste Bildqualität liefert.

Bei noch stärkerer Vergrösserung ergeben sich leichte Vorteile für den “12bit Modus verlustfrei komprimiert” gegenüber dem “14bit Modus komprimiert”. Diese sind aber marginal. Der M-RAW Modus schneidet bei dem Vergleich an schlechtesten ab.

ISO 1600 um 3 Stufen unterbelichtet und nachträglich wieder aufgehellt

Auch hier schlägt sich das M-RAW Format gegenüber den Full-RAWs sehr gut und muss nur geringe Abstrich in punkto Bildqualität machen.

Um ehrlich zu sein, war ich überrascht, dass das M-RAW Format so gute Ergebnisse im Vergleich zu der vollen Auflösung liefert. Im hohen ISO Bereich wirken die Bilder infolge der geringeren Auflösung rauschärmer. Lediglich wenn Bilder stark gepuscht werden, sind leichte Schwächen gegenüber der vollen Auflösung mit 14bit Farbtiefe zu erkennen. Wer also die maximale Bildqualität aus der D850 rausholen will, der sollte mit Full Raw 14 bit Farbtiefe und verlustfreier Komprimierung arbeiten.

Aber gerade im Bereich der Hochzeitsreportage kann das M-RAW Format unbedenklich verwendet werden. Ich persönlich fotografiere bei den Portraits mit Full Raw und 12bit verlustfreier Komprimierung und in der Reportage mit M-RAW. Vermutlich werde ich aber in Zukunft bei den Portraits auf die 14 bit verlustfreie Kopmrimierung umschwenken.

 

Autofokus

 

Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit

Die D850 hat den Autofokus der D5 übernommen. Die D5 habe ich mittlerweile schon seit einiger Zeit im Einsatz und habe den sehr schnellen, präzisen und vor allem zuverlässigen Autofokus zu schätzen gelernt. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass der D850 das gleiche Autofokus-System spendiert wurde.

Ich habe mal einen kleinen Versuch gemacht. Von einer festen Position aus habe ich zwei Motive fotografiert. Das Eine Motiv lag im Nahbereich links von mir im leichten Fenstergegenlicht und das andere Motiv ca 3m vor mir im dunkeln. Zuerst wurde das eine Motiv fotografiert und danach das andere. Diesen Vorgang habe ich 20 mal wiederholt, so dass ich von jedem Motiv 20 Aufnahmen bekommen habe. Dabei habe ich die Zeit gestoppt vom ersten Foto bis zum letzten. Diesen Vergleich habe ich mit der D5, D850 und der D750 durchgeführt. Das ganze Spiel habe ich ein paar mal wiederholt.

Das Ergebnis: mit der D750 war ich ein paar Sekunden langsamer als mit der D850 oder der D5, was ich aber nicht überbewerten mag. Was ich vielmehr erstaunlicher fand, dass ich bei den 40 Bildern ca. 8-10 unscharfe Bilder bei der D750 hatte und ca. 1-2 unscharfe bei der D850 bzw. D5.

Unterschiede zwischen der D5 und der D850 konnte ich keine feststellen. Bei den letzten Hochzeiten hatte ich aber das Gefühl dass ich mich mehr auf die D5 verlassen konnte, das mag aber eher daran liegen, dass ich die Kamera schon länger nutze und sie fast ausschliesslich mit einem Objektiv verwende. Bei der D850 kommen dagegen wechselnde Objektive zum Einsatz, also Objektive die eine unterschiedliche Performance besitzen.

 

Live -View Autofokus und geräuschlose Auslösung

Was spiegellose Kameras bereits seid einiger Zeit können, hat auch in der Nikon D850 Einzug gehalten, eine geräuschlose Auslösung. Diese funktioniert allerdings nur im Live-View Modus. Ich sage es gleich mal vorneweg, ich nutze dieses Feature kaum. Ich finde es schwierig, im Live-View Bilder vernünftig zu gestalten oder noch vielmehr echte Momente zu fotografieren. Dafür brauche ich das Auge am Sucher. Zu Warten und in den entscheiden Momenten auszulösen, das kann ich nicht im Live View. Dennoch ist es ein nettes “Nice To Have”.

Im Live View Modus kann man je nach Einstellung mittels Berührung des Touchscreen fokussieren oder auch direkt auslösen. Der Autofokus funktioniert hier ebenfalls sehr gut und zuverlässig, wenn auch nicht so schnell wie ohne Live View. Gerade in Situationen wo man sehr unauffällig sein muss, ist das eine schöne Sache. Vielleicht hilft es auch, den ein oder anderen Pfarrer zu überzeugen, der sich vom Auslösegeräusch einer Kamera gestört fühlt.

Zusätzlich dazu kann eine Gesichtserkennung im Live View zugeschaltet werden. Diese erkennt automatisch Gesichter und stellt darauf scharf. Dies funktioniert soweit auch sehr gut, ist aber immer dann problematisch wenn mehre Personen vorhanden sind, die eventuell nicht frontal zu einem stehen. Dann ist es schon ein wenig Glücksache die richtige Person zu fokussieren. Deswegen ist die Gesichtserkennung bei mir ausgeschaltet.

 

Fazit

Die D850 ist eine fantastische Kamera, die für die allermeisten Bereiche der Fotografie bestens geeignet ist. Sie bietet eine Vielzahl an sehr gut funktionierenden Features. Dazu kommt die phänomenale Bildqualität des 45MP Sensors, das sehr gute Rauschverhalten und der riesige Dynamikumfang. Die Kamera bietet einen zuverlässigen und schnellen Autofokus und eine sehr gute Nutzbarkeit im Live View Modus. Ich bin sehr glücklich darüber, dass Nikon diese Kamera gebaut hat.

Wenn ich vor der Entscheidung stehen würde mir eine D5 oder eine D850 zu kaufen und Geld keine Rolle spielen würde, würde ich vermutlich wieder zur D5 greifen, Einfach wegen der hohen Zuverlässigkeit und der noch rauschärmeren Bilder im sehr hohen Iso-Bereich. Aber wenn man den Geld-Faktor mit einbezieht, dann ist die D850 ganz klar die erste Wahl.

Was mich wirklich besonders beeindruckt ist die Bildqualität des 45MP Sensors. Diese Vielzahl an Details, die dieser Sensor auflöst finde ich faszinierend. Und ich muss mich bremsen, nicht die ganze Zeit mit der vollen Auflösung zu fotografieren. Ein tolles Feature, das diese Kamera gerade auch für die Reportage Fotografie interessant macht, ist die reduzierte Auflösung im M-RAW Format, das mit seinen 25,5MP eine sehr gute Bildqualität liefert, die kaum Abstriche gegenüber der vollen Auflösung macht.

Also wer noch hadert diese Kamera zu kaufen. Kauft sie, ihr werdet es nicht bereuen. Wenn ihr noch ein weiteren Testbericht lesen wollt, dann kann ich euch meinen Test Nikon Z9 für Hochzeiten empfehlen. Oder falls ihr mal mit Sony liebäugelt, dann schaut beim Test der Sony A7R IV in der Hochzeitsfotogafie nach. Hier lernt ihr wie man sich die hohe Auflösung der Kamera zu nutze machen kann.